Wir lernen nicht nur in der Kindheit, sondern unser ganzes Leben lang. Dabei gibt es viele spannende Dinge zu entdecken – und je früher wir uns damit auseinandersetzen, desto besser können wir sie verstehen. Nicht zuletzt deswegen ist die frühkindliche Bildung wichtiger Bestandteil der „Agenda Bildung 2030“ der UNESCO (mehr Informationen).
Wenn wir auch im Kindesalter viele komplexe Zusammenhänge noch nicht verstehen, so können wir dennoch schon viele der Grundlagen lernen. Feste Bezugspersonen, frühkindliche Förderung und qualitativ hochwertige Bildungsmöglichkeiten sind daher absolut essenziell – was hier früh fehlt, kann später nur schwer wieder aufgeholt werden.
Das Kindsgehirn in der Entwicklung – Ein neurologischer Blick
Im Folgenden wollen wir auf Basis eines Fachartikels von Martin R. Textor (Link: https://kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/779) die Entwicklung des Gehirns beleuchten und so erklären, warum gutes Lernen schon in den frühesten Lebensjahren beginnt:
- 1.-2. Lebensjahr: Linke und rechte Gehirnhälfte tauschen Informationen deutlich aktiver aus und vereinfachen die Koordination beider Körperseiten.
- 3.-4. Lebensjahr: Das Kind bildet ein Gedächtnis aus und kann in den Folgejahren erstmals auf Erinnerungen zurückgreifen (wenn auch nur sporadisch).
- Ab 4. Lebensjahr: Das Kind entwickelt einen Sinn für Sein und Nicht-Sein, kann Argumentationen / Motivationen anderer Menschen langsam selbst reflektieren und sich in deren Lage hineinversetzen.
- Ab 6. Lebensjahr: Das Kind bildet eine Bedürfniskontrolle aus und kann seine Emotionen besser beherrschen. Damit steigt auch die Konzentrationsfähigkeit erheblich an, das Lernverhalten ist zunehmend zielgerichtet und „logisch“.
- Zwischen 6. – 12. Lebensjahr: Im Gehirn des Kindes bildet sich die sogenannte graue Substanz immer weiter aus, wodurch sich die sprachlichen Fähigkeiten und das räumliche Vorstellungsvermögen verbessern.
In den ersten zehn Lebensjahren befindet sich im Gehirn vieles im Wandel und kann noch „geformt“ werden – nie mehr fällt das Lernen so leicht wie in dieser Phase. Nach etwa 10 Jahren verfestigen sich die Strukturen, die sich bis dahin ausgebildet haben.
Handlungsempfehlungen zur frühkindlichen Bildung
Das Kind braucht in dieser lernkritischen Phase altersgerechte Stimuli – es muss spielen können, sich mit anderen Kindern austauschen, experimentieren, Dinge erfahren, Fehler machen. Dies alles muss in einer sicheren Umgebung stattfinden, in der das Kind bei Bedarf an die Hand genommen wird, wo es Lob und Bestätigung erfährt und wo Fehler korrigiert werden können.Kindertagesstätten und Kindergärten haben das Potenzial, in diesem Kontext eine wichtige Rolle zu spielen. Darum engagiert sich auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich „Frühe Förderung“ (mehr Informationen). Dieses Engagement muss sowohl qualitativ als auch quantitativ weiterentwickelt werden, um Kleinkindern schon früh beste Bildungschancen zu ermöglich.